Letzten Montag war es wieder mal da, das poetry schlemmen, der Laden war voll und es gab fünf Interpreten, ich war die einzige Frau. Kurzgeschichten und Gedichte wurden vorgetragen, die Gunst des Publikums jedem zu seinem Anteil hingewedelt und ich hatte es gar nicht erwartet, da bekam ich schon den ersten Preis, einen Buchgutschein.
Von den drei Gedichten, die mir am Montag den Erfolg bescherten, könnt ihr jetzt eins lesen. Vorweg  will ich erwähnen,  dass dieses kurze Gedicht von der Armut und dem Mißverständmis handelt.

Am Strassenrand stand sie
das Ledergesicht in buntem Tuch
schlank gebückt, in bauschigen Röcken
mit scharfen Schwertern
in erdigen Augen
den knochigen Arm von sich gestreckt
den Kopf behutssam zur Schulter geneigt
bettelnde Worte
ausgehaucht aus spitzem, in Falten gelegten Mund
die milde Gabe
mit tanzenden Fingerspitzen zu sich lockend
stand sie
am Strassenrand
bückte sich in mein Leben hinein
die offene Hand wie ein verdurstendes Kind

Ein Lächeln
war alles, was ich geben konnte
nicht mehr war mein Besitz an diesem Tag

Da ruckte sie hoch mit herber Miene
fremd die Worte, kalt hingeworfen
sie ging dann fort
Am Boden lag zerstückelt ein Mißverständnis

Eine Antwort auf “Poetry slam im Linus”

  1. Martina Leisler sagt:

    Hallo,
    durch Zufall bin ich auf deiner Seite gelandet und bin sehr überrascht ein solches starkes Gedicht zu lesen, auch das Thema. Ich studiere Literatur und Geschichte und hoffe, du veröffentlichst noch mehr oder gibt es bereits einen Band von dir?
    Ich sende dir ein paar Adressen von diversen Verlägen.
    Martina

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